Eldgjá / Landmannalaugar / Þakgíl

Eldgjá / Landmannalaugar / Þakgíl


101 km
143 km

Der Himmel begrüßt uns strahlend blau. Wir können uns sogar mit kurzen Ärmeln nach draußen wagen.

Wir tanken vorsichtshalber noch einmal nach, da wir heute sicherlich keine Tankstelle mehr sehen werden. An der Tankstelle treffen wir wieder auf Daniele und Pierre. Sie haben hier im Ort im Hotel übernachtet. Wir besprechen, wie wir weiterfahren. Zunächst wollen die beiden auch zur Eldgjá-Schlucht (oder auch Eldgjá-Spalte). Also werden wir uns spätestens dort wieder treffen.

Das Tanken dauert diesmal etwas länger, da Reinhard den Schlüssel nicht ins Tankschloss bekommt. Es ist völlig verdreckt.Irgendwie schafft er es dann doch und geht mit dem Tankdeckel fort, um ihn zu reinigen.

Währenddessen unterhalte ich mich mit einem jungen deutschen Biker. Auch er will zur Eldgjá-Schlucht. Ich schaue ihn etwas ungläubig an, denn auch auf dieser Strecke muss man durch Furten. Das schreckt ihn aber wohl nicht zurück.
Wir fahren ein Stück Ringstraße und biegen dann auf die F 208 ab. An der 1. Furt ist schon ein "Wagen-Auflauf" und der Biker von der Tankstelle steht auch hier. Ein paar Leute laufen mit Gummistiefeln die Furt ab. Da ihnen das Wasser jedoch nicht in die Stiefel läuft, kann es ja so tief nicht sein. Wir fahren also mutig als erste hindurch. Jetzt folgen auch die anderen. Nur der Biker will nicht fahren. Er wartet bis alle weg sind, damit er sich nicht blamiert, sollte er stürzen.
Auf dem Parkplatz in der Eldgjá-Schlucht treffen sich alle wieder. Wir machen uns auf den Weg in die Schlucht. Die komplette Vulkanspalte ist mit Unterbrechungen wohl 75km lang. Diese Schlucht ist 8km lang und bis zu 600m breit. Bei der Wanderung durch die Schlucht wird man mit dem Anblick des Wasserfalls Ófærufoss belohnt. Der Weg dorthin ist ca. 4km lang.
Vom Wasserfall aus sieht man das Ende der Schlucht. Wir gehen jedoch nicht bis zum Ende, weil der Rest des Weges uninteressant ist. Stattdessen machen wir uns an den Rückweg. Wir wollen schließlich heute noch Landmannalaugar erreichen.

Wir fahren die Strecke ein paar Kilometer zurück bis zu einer Abzweigung. Hier biegen wir nach rechts ab (wieder auf die F208).

Unterwegs sehen wir wie mit mit Zuckerguss überzogene Berge, es geht durch Furten und über Serpentinen und durch Lavafelder. Hier ist wirklich die ideale Filmkulisse für die verschiedensten Filme: Von "Herr der Ringe" bis hin zur Mondlandung. 

Endlich kommen die "bunten Berge" von Landmannalaugar in Sicht. Rot vom Eisen, gelb vom Schwefel und türkis von Kieselsäure
Der Campingplatz in Landmannalaugar sieht eher aus wie ein Basiscamp. Die Zelte sind alle sinnvoller Weise mit Steinen beschwert. Als ich zur Rezeption gehe, schlägt mir ein beißend kalter Wind entgegen.

Wir wollen uns trotzdem auf den Weg zu unserer ersten Wanderung hier machen. 

Wir wählen für heute die kürzeste Strecke von 4,3km. Sie soll 1,5 - 2 Stunden dauern und die leichteste Strecke sein. 

Der Startpunkt ist schnell gefunden. Zunächst kommen wir aber an der heißen Quelle vorbei, in der sich schon eine Menschenmenge tummelt. Dann stehen wir vor einer enormen Lavawand. Es gibt keinen Weg hindurch und keinen drumherum - wir müssen klettern. Und das ist die leichteste Tour? Wie sieht denn da die schwerste Tour aus?
Die Kraxelei hat sich gelohnt! Die Wanderung durch die Lava ist toll und man hat von hier oben einen schönen Ausblick. Oft sehen wir schwarzen Stein, der wie poliert aussieht. Das ist Obsidian und kommt gerade hier in Landmannalaugar in großen Mengen vor.
Am Ende der Lavawand führt der Weg in einem Bogen in ein Thermalgebiet. Wir sehen es schon von weitem dampfen. Die Steine am Wegrand zeigen eindeutig, dass sie eisenhaltig sind.
Inzwischen regnet heftig. Da es auch sehr kalt ist habe ich meine Hände in den Jackentaschen. Irgendwann bemerke ich, dass das Wasser an meinem Ärmeln in Strömen herab fließt und sich in den Taschen sammelt. Jetzt könnte ich problemlos ein paar lebende Fische darin transportieren. :-) 

Der Weg führt wieder in die Lavawand, über ein kleines Eisfeld hinweg und hinunter zu einem Bach. Dann geht es ebenerdig weiter bis zum Campingplatz. Unsere Hosen sind wieder einmal durchtränkt. Wir brauchen dringend wetterfeste Hosen! Aber zumindest unsere Haare sind trocken und unsere Ohren warm.
Wir haben bisher noch kein Bad in der Quelle genommen. Es war uns gestern zu kalt. Natürlich ist die Quelle warm, aber die Wohnmobile stehen doch ein ganzes Stück davon entfernt. Wir haben jedenfalls keine große Lust mit nassem Badezeug den Weg zurück zu legen.

Leider ist es immer noch genauso kalt, so dass wir heute auch auf das Bad verzichten. Aber eine der Touren wollen wir auf jeden Fall noch machen. Wir entscheiden uns für Route 3. Eine Stufe schwieriger, als die erste Route. In der Beschreibung steht: Relativ leicht - für einen Berg dieser Größe. Der Satz gefällt mir zwar nicht, aber ich kann ja nicht immer der "Spielverderber" sein.

Relativ leicht - nun ja, Steigeisen und Pickel brauchen wir nicht! Aber es ist schon steil und ich bin froh, als ich endlich oben stehe. Zum ersten Mal lege ich sogar einen kleinen Stein auf den Steinhaufen am Gipfel.
Wir folgen den Markierungen und ich kann jetzt beschwingt weiterlaufen, da ich den Aufstieg geschafft habe. Aber dann kommt der Schock: Wir stehen vor dem nächsten Berg - höher, als der erste. Reinhard geht den Weg begutachten und meint, das wäre machbar. Klar, und wenn ich oben bin ist dahinter der nächste Berg und der nächste und der nächste...

Nein, ich bin wirklich frustriert. Außerdem wird das Wetter immer ungemütlicher und das hier auf dem Berg. Ich plädiere für Abbruch.

Wir kehren also um. Auf dem Rückweg kommt uns eine Familie entgegen mit 2 Jungen, die ungefähr im Grundschulalter sind. Ich meine, dass der Aufstieg für die beiden wohl kein Problem ist. Der Mann klopft auf seine Jackentasche und antwortet: No, it's not a problem..... if I have enough sweets! Wir lachen beide und machen uns wieder jeder auf seinen Weg.
Wir fahren über die F208 zurück bis zur Ringstraße und dann weiter nach Vik. Das Wetter wechselt ständig. In Vik regnet es und es ist ungemütlich. Aber wir finden ein größeres Bekleidungsgeschäft und kaufen uns jeder eine wetterfeste Hose.

Dann geht es über die Ringstraße ca. 5km zurück bis zur 214. Hier biegen wir ab, um nach Þakgíl zu gelangen.

Die Piste ist nicht besser oder schlechter, als andere Pisten. Aber es windet sich in Serpentinen bergauf, dass man sich auf einer Achterbahn fühlt. Dann kommt der Nebel! Es ist eine so undurchdringbare Suppe, dass wir kaum noch etwas sehen können. Nun haben wir zusätzlich zur Achterbahn auch noch Geisterbahn! Es geht wieder bergab und wir fahren immer langsamer. Auf einmal lichtet sich der Nebel und wir haben blauen Himmel und Sonnenschein über uns. Das Wetter auf Island ist wirklich erstaunlich. Nun ist es auch nicht mehr weit und wir erreichen den Campingplatz am Ende der Straße.

Wir sind begeistert, denn es ist ein ganz bezaubernder Ort.
Das schöne Wetter muss ausgenutzt werden. Also Tisch, Stühle und Grill raus! Es gibt hier auch eine Höhle, in der gegrillt und gefeiert werden kann. 

Nach dem Essen spülen wir unser Geschirr und müssen feststellen, dass unser Abfluss verstopft ist. Wir brauchen einen.... ja wie heißt das Ding eigentlich? Wir nennen es Pömpel. Aber wir heißt das auf englisch? "Mit Händen und Füßen" und Erklärungen, so gut es geht, versteht der Platzwart, was ich meine. Und er hat tatsächlich so etwas. Mit viel Mühe erreichen wir, dass das Wasser wieder abläuft. Allerdings bleiben wir beide skeptisch, ob das ausreichend war.
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